Kontroverse um Friedensstatuen in Ausstellungen in Deutschland und Japan

Eine farbig gestaltete Friedensstatue war bis zum 3. August 2019 auf der Aichi Triennale 2019 zu sehen, eines der größten japanischen Kultur-Events. Die Friedensstatuen erinnern an die über 200.000 Mädchen und Frauen, die vom japanischen Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1937-1945) im gesamten asiatisch-pazifischen Raum sexuell versklavt wurden.

Sie war Teil einer Ausstellung mit dem Titel After “Freedom of Expression?”. Nach massivem Druck durch Politiker, Regierungsanhänger und nationalistische Gruppen wurde die Ausstellung vom Gouverneur der Präfektur Aichi abgesetzt. Dies löste in Japan Proteste aus, da viele den Schritt als verfassungswidrige Zensur ansahen.

Vom 02. bis 25. August 2019 ist auch in der Ausstellung „Toys Are Us“ der Galerie GEDOK Berlin die „Friedensstatue auf Reisen“ aus der gleichen Serie wie die Friedensstatue von Nagoya zu sehen. Auch in Deutschland versucht die japanische Regierung die Aufstellung und Ausstellung der Friedensstatue zu verhindern.

Japans Versuche eine Friedensstatue in Deutschland zu verhindern

Die japanische Regierung hat in den vergangenen Jahren wiederholt versucht die Aufstellung von Friedensstatuen in Deutschland zu verhindern. Wir machen hier auf ihre verschiedenen Interventionen aufmerksam:

Im Jahr 2016 war eine Errichtung der Friedensstatue im Zentrum der Stadt Freiburg im Breisgau geplant, die durch Ihre Städtepartnerschaft mit Suwon in Südkorea ermöglicht wurde. Die japanische Stadt Matsuyama drohte ihre langjährige Städtepartnerschaft zu beenden. Der japanische Generalkonsul warnte vor einer Beschädigung der deutsch-japanischen Beziehungen und verhinderte so die Errichtung der Statue. Auch gegen die 2017 auf einem Privatgelände, im Nepal-Himalaya-Park in Wiesent bei Regensburg, errichtete Friedensstatue wehrte sich die japanische Regierung heftig und forderte die Stadt auf, die Statue zu entfernen. Der Generalkonsul aus München soll den Parkbesitzer mehrfach persönlich besucht haben. Letztendlich wurden zwei Gedenkplatten entfernt, die neben der Statue an das Schicksal der Frauen erinnerte.

2017 übergab Nataly Jung-Hwa Han, die Vorstandsvorsitzende des Korea Verbands, eine Miniatur der Statue an die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Die Gedenkstätte, die an das größte Frauenkonzentrationslager der SS erinnert und auf die Existenz von Lagerbordellen aufmerksam macht, hatte die Miniatur Ende April 2017 ausgestellt. 2018 erfuhr der Korea Verband,  dass die japanische Botschaft das Kultusministerium Brandenburgs aufgefordert hatte, die Miniatur zu entfernen und die Statue von der Mahn- und Gedenkstätte entfernt wurde. Offiziell hieß es, dass die Objekte im Besucherzentrum nicht länger als drei Monate ausgestellt werden.

Der Generalkonsul Masato Iso besuchte den Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am 25.06.2019, als er erfuhr, dass die farbig gestaltete “Friedensstatue auf Reisen” im LWL-Museum Zeche Zollern zwischen 20.06. und 23.06.2019 anlässlich des Kirchentags 2019 ausgestellt wurde. Da die die Ausstellung jedoch bereits zu Ende war, gab sich der Generalkonsul zufrieden. Er berichtete, dass er bereits zweimal eine Errichtung der Friedensstatue verhindert habe.

Auch die Galerie GEDOK in Berlin hat ein Schreiben erhalten, in dem die japanische Botschaft auf 18 Seiten ihre Ansicht erläutert und dem Wahrheitsgehalt der Geschichte hinter der Statue widerspricht.

Die „Mädchenstatue“ ist ein Kunstwerk, das an die sexualisierte Gewalt erinnert und den Frieden symbolisiert. Doch die japanische Regierung macht die Kunst zur diplomatischen Angelegenheit und verübt auch Druck auf deutsche Kommunen, Landesministerien und Institutionen, so dass sie ihr Interesse für die Friedensstatue aufgeben.

Über die „Friedensstatue auf Reisen“

Die Statue für den Frieden wurde zur 1.000. Mittwochsdemonstration für die „Trostfrauen“ am 14.12.2011 von dem Künstlerpaar Seo-Kyung Kim und Un-Seong Kim vor der japanischen Botschaft in Seoul errichtet. Die „Friedensstatue auf Reisen“ ist eine farbig gestaltete Version der Friedensstatue, die speziell für „Auftritte“ in öffentlichen Verkehrsmitteln angefertigt wurde. Die Idee war, fünf Figuren anlässlich des Internationalen Gedenktags für die „Trostfrauen“ vom 14. August bis zum 30. September 2017 in Linienbussen durch Seoul fahren zu lassen, um an das Leid der Überlebenden der sexuellen Sklaverei zu erinnern.

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