Vortrag in Berlin einer Aktivistin und Abgeordneten im koreanischen Parlament
- Zeit: Dienstag, 19. März 2024, 17:00 Uhr
- Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Hauptgebäude, Hörsaal 1072 (Unter den Linden 6, 10117 Berlin)
- Veranstalter: AG „Trostfrauen“ im Korea Verband, Kontakt unter mail@koreaverband.de
- Die Veranstaltung wird von einem Kulturprogramm mit Gesang begleitet. Es wird eine Simultanübersetzung in Koreanisch/Deutsch/Englisch geben. Der Eintritt ist frei.
Das sogenannte „Berliner Modell“ der „Trostfrauen“-Bewegung in Deutschland begann als Reaktion auf die versuchte Entfernung der Berliner Friedensstatue. Durch den Kampf um den Erhalt der Statue in Verbindung mit dem umfangreichen Netzwerk der AG „Trostfrauen im Korea Verband entstand eine Bewegung, die nicht nur feministische Menschenrechtsorganisationen, sondern auch lokale Abgeordnete, Nachbarschaftsinitiativen, sowie migrantische Gruppen aus Asien, Afrika und anderen Teilen der Welt zusammenbrachte. Die Friedensstatue gilt nun als universelles Symbol gegen sexualisierte Gewalt in den Kriegen und steht für eine feministische und dekoloniale „Erinnerungskultur“ in der deutschen Gesellschaft.
Ohne einen Blick nach Korea und die dortige über 30 Jahre andauernde „Trostfrauen“-Bewegung lässt sich der Erfolg der „Trostfrauen“-Bewegung in Deutschland jedoch nicht erklären.
In der 30-jährigen koreanischen „Trostfrauen“-Bewegung kämpfen Überlende und Aktivist*innen gemeinsam, Seite an Seite. Die Einbeziehung der Überlebenden ist der Kern dieser beispiellosen Bewegung. Über die Jahre wurden die überlebenden Frauen, die Opfer des „Trostfrauen“-Systems waren, zu Menschenrechts- und Friedensaktivistinnen, begleitet von engagierten Aktivist*innen, die zu Freund*innen und Mitkämpfer*innen der überlebenden Frauen wurden. Ihre fortwährenden Proteste, die Gerechtigkeit, Entschuldigung und Entschädigung fordern, zeigen auch Wirkung außerhalb von Korea: Gemeinsam mit Aktivist*innen unter anderem aus Japan, den USA, Kanada, Neuseeland, Australien sowie Europa haben sie auf internationaler Ebene, u. a. bei den Vereinten Nationen, Amnesty International und den Parlamenten der USA, der Niederlande und der EU, zur Verabschiedung von Resolutionen über das „Trostfrauen“-System und über sexuelle Gewalt in Konflikten allgemein beigetragen und schließlich den „Butterfly Fund“ gegründet. Dieser fördert die Solidarität und die Vernetzung mit Frauen im Kongo, in Ruanda sowie Vietnam, sodass die „Trostfrauen“-Bewegung sich weiterhin in eine transnationale Friedens- und Menschenrechtsbewegung verwandelt.
Inmitten dieser 30-jährigen Geschichte gibt es eine zivile Aktivistin, Yoon Mee-hyang. Sie ist eine unverzichtbare Figur in der Geschichte der „Trostfrauen“-Bewegung und war von Anfang an aktiv in der Organisation „The Korean Council for the Women Drafted for Military Sexual Slavery by Japan“ (kurz „The Korean Council“), die maßgeblich die „Trostfrauen“-Bewegung organisierte. 2021, nachdem sie in die Nationalversammlung gewählt worden war, wurde sie von rechten Gegner*innen durch üble Nachrede massiv angegriffen und ihr die Veruntreuung von Spendengeldern vorgeworfen.
Der bisherige Verlauf des Prozesses gegen sie kann wie folgt zusammengefasst werden: Zwölf Anklagepunkte wurden bereits während der polizeilichen Ermittlungs- und Strafverfolgungsphase fallengelassen bzw. abgewiesen. Das Gericht sprach Yoon in sieben der acht von der Staatsanwaltschaft erhobenen Anklagepunkte frei. Selbst beim einzigen verbleibenden Anklagepunkt „Veruntreuung“ befand das Gericht Yoon nur in Höhe von 17 Millionen Won (umgerechnet etwa 12.000 €) der von der Staatsanwaltschaft angeführten 100 Millionen Won für schuldig. Für diese 17 Millionen Won konnten Yoon und ihre Verteidigung, anders als für den Rest der Summe, keine Nachweise der Verwendung mehr finden. Bei der Untersuchung fand man außerdem heraus, dass Yoon über 75.000€ von ihren Vortragshonoraren an den Korean Council zurück gespendet hatte und sich nur ein geringes Gehalt monatlich bezogen hatte.
In der zweiten Instanz hob ein Gericht dieses erste Urteil, das einen Beinahe-Freispruch darstellte, jedoch auf und sprach sie in zwei weiteren Anklagepunkten ohne neue Beweise oder Zeugenaussagen schuldig. Das Gericht sieht sich nun mit heftiger Kritik aus der Zivilgesellschaft konfrontiert, die dem Gericht vorwirft, dass das Ergebnis des Prozesses schon im Vorhinein feststand. Anders sei nicht zu erklären, dass Yoon schuldig gesprochen wurde, obwohl während des Prozesses selbst Zeugen der Anklage zu Gunsten von Yoon ausgesagt hatten.
Yoon Mee-hyang habe sich mit dem Gedanken für die Nationalversammlung aufstellen lassen, „einen weiteren Kampf zu führen, wenn auch nicht auf der Straße“. Sie wurde Abgeordnete der Nationalversammlung, weil sie glaubte, dass auch Arbeit abseits der Mittwochsdemonstrationen geleistet werden müsse und eine Institutionalisierung der „Trostfrauen“-Bewegung notwendig sei, um sich auf eine „Zeit ohne Überlebende“ vorzubereiten, da es immer weniger Zeitzeuginnen gibt. Ihr Vorhaben wurde zwar durch den massiven Angriff von rechten Politiker*innen und der konservativen Regierung durch die massive Verbreitung von Fake News zu Nichte gemacht, aber Yoon Mee-hyang ist trotz dieser Hexenjagd standhaft geblieben, weil sie sich an der Hoffnung festhält, inspiriert von der Überlebenden Kim Bok-Dong.
In Berlin möchte Yoon Mee-hyang uns von ihrem Weg und ihren 30 Jahren Aktivismus erzählen. Sie hat einen Vortrag darüber vorbereitet, wie sie es geschafft hat, fest und unerschütterlich auf dem Weg ihrer Überzeugungen zu stehen, und auf was sie sich hierbei gestützt hat. In kontroversen Situationen oder Auseinandersetzungen vergessen wir oft, dass nicht alles, was berichtet oder gesagt wird, wahr ist. Durch den Kampf um die Friedensstatue haben wir aber gelernt: Bei Kontroversen sollten wir die Ursprünge kritisch hinterfragen und zu unserem eigenen Urteil darüber kommen, was wahr ist. Daher möchten wir auch alle, die noch Zweifel und Fragen an Yoon Mee-hyang haben, einladen, ihren Vortrag zu besuchen. Der Vortrag wird eine wertvolle Gelegenheit sein, um zu verstehen, wie die „Trostfrauen“-Bewegung weltweit erfolgreich werden konnte.
Text / Redaktion des Korea Verbands
Foto / Mee-hyang Yoon, Mitglied der Nationalversammlung
Weitere Quellen und Artikel
Englisch
Lawmaker Yoon Mee-hyang fined 15 million won for embezzling donations 2023-02-10
Koreanisch
파이낸셜뉴스 2023-02-11
2년5개월 재판 끝에 벌금형…검찰, 윤미향 1심 사실상 완패
https://www.fnnews.com/news/202302110802021490
파이낸셜뉴스 2023-02-15
윤미향 ‘대부분 무죄’에 檢 “납득 안돼”…판결문 들여다보니
https://www.fnnews.com/news/202302150540547016
민들레 2023-09-20
윤석열 사법부의 미래를 예고하는 윤미향 2심 판결
https://www.mindlenews.com/news/articleView.html?idxno=5227
오마이뉴스 2023-09-26
“윤미향 의원 2심 판결, 사회운동에 대한 검찰과 법원의 몰이해”
https://www.ohmynews.com/NWS_Web/View/at_pg.aspx?CNTN_CD=A0002964648
서울신문 2020-05-12
[인터뷰]의혹에 입연 윤미향 “딸 유학비 말 바꾼적 없다”
https://www.seoul.co.kr/news/society/2020/05/12/20200512500245
머니에스 2020-09-14
윤미향 ‘기부금으로 자녀유학·주택구입’ 의혹은 무혐의
https://www.moneys.co.kr/article/2020091416338025857
KBS뉴스 2020-09-15
[최강시사] “윤미향 의원 관련 언론이 제기했던 핵심적 문제들, 불기소 처분돼…향후 명예훼손, 민사소송 가능성 있어”
https://news.kbs.co.kr/news/pc/view/view.do?ncd=5004728
뉴스프리존 2020-09-15
“정의연, 돈 많이 벌게 생겼습니다!” 검찰의 윤미향 기소, 결국 ‘아무 것도’ 없었다.
https://www.newsfreezone.co.kr/news/articleView.html?idxno=260490
머니에스 2020-09-15
검찰이 기소조차 못한 윤미향의 ’11가지 의혹’
https://www.moneys.co.kr/article/2020091513168081899
YTN 2020-09-15
[뉴있저] 윤미향 불구속 기소…”상당수 의혹은 무혐의”
https://www.ytn.co.kr/_ln/0103_202009151926039200
수도권일보 2020-09-15
안성쉼터·딸유학비…윤미향, 상당수 혐의 벗었다
http://www.sudokwon.com/article.php?aid=1600134130434612004
폴리뉴스 2020-09-16
이나영 정의연 이사장 “세상 떠들썩하게 한 회계부정, 사실 아닌 것으로 밝혀져”
https://www.polinews.co.kr/news/articleView.html?idxno=474752
굿모닝충청2020-09-17
[동영상] 윤미향 의혹, 대부분 무혐의! 사과받을 사람은 있는데 사과한 언론은..어디?
http://www.goodmorningcc.com/news/articleView.html?idxno=238659
뉴스프리존 2020-10-14
베를린 소녀상 철거 논란, 윤미향·정의연 물어뜯던 한국언론 ‘불장난’ 때문인 거 다 알잖아요?
https://www.newsfreezone.co.kr/news/articleView.html?idxno=266504
Englischer Lebenslauf
Mee-hyang YOON
Working Experience
2022.07~
Member, the National Assembly of the Republic of Korea AGRICULTURE, FOOD, RURAL AFFAIRS,
OCEANS & FISHERIES COMMITTEE
2020.07~2022.07
Member, the National Assembly of the Republic of Korea ENVIRONMENT & LABOR COMMITTEE
2020~
Member, the National Assembly of the Republic of Korea
2017~2020
Chairperson of the board, The Korean Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery by Japan
2006~2020
Representative, Korean Council for the Women Drafted for Military Sexual Slavery by Japan
2012~2014
Director, War& Women’s Human Rights Museum
2002~2007
Human Rights Committee Member, National Council of Churches in Korea
2000~2003
Policy Committee Member, Women Making Peace
2000~2002
Director General, Korea Foundation for Women