Von der Ohnmacht zur Ohr-Macht: Film und Vortrag über ‘Trostfrauen’

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Film und Vortrag über ‘Trostfrauen’ im Rahmen der Ausstellung Lagerbordelle. Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern

Lagerbordelle. Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern
zu sehen vom 09.05.2010 – 20.06.2010 im Historischen Saal der VHS, Bielefeld

Die Ausstellung, eine Kooperation zwischen der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, der Gruppe Die Aussteller, Wien und dem Institut für Kunst im Kontext, UdK Berlin, thematisiert ein bisher wenig beachtetes Thema des nationalsozialistischen Lagersystems. Ab 1942 wurden auf Weisung des Reichsführer-SS Heinrich Himmler Bordelle für Häftlinge in Konzentrationslagern errichtet. Die „Sonderbauten”, wie die SS die Lagerbordelle nannte, waren seit 1943 Teil eines Prämiensystems, das im gesamten KZ-System galt. Hintergrund für die Einrichtung von Lagerbordellen war die grausame Überlegung, man könne durch Belohnungen bzw. Anreize die Produktivität der zur Arbeit gezwungenen Häftlinge steigern.
Mehr als 200 weibliche Häftlinge wurden in Lagerbordellen sexuell versklavt. Die meisten Frauen, die Sex-Zwangsarbeit leisten mussten, schwiegen nach 1945 ebenso über die Erfahrungen wie die Bordellbesucher – männliche, vor allem deutsche Häftlinge – denen die SS den Bordellbesuch als Prämie für die geleistete Zwangsarbeit ermöglichte.
Die Ausstellung umfasst mehr als 150 Dokumente, Hörstationen und Texttafeln.

Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern war EINE von vielen systematisch angewandten Formen sexualisierter Gewalt im Nationalsozialismus. Mit der Ausstellung wird dieses weitgehend tabuisierte Thema in den Blick gerückt. Das Rahmenprogramm zeigt außerdem den Zusammenhang zwischen Krieg, sexualisierter Gewalt und patriarchalen Strukturen – auch in aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen, die nicht vor der eigenen Haustür stattfinden – auf.
Die reflektierte Bezugnahme auf historische und aktuelle Geschehnisse verstehen wir, die Projektgruppe Ravensbrück, auch als einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Ausgrenzung und Krieg sowie als einen Schritt auf dem Weg zu einer selbstbestimmten, herrschaftsfreien Gesellschaft.

19.05.2010, 19.30 Uhr, VHS Bielefeld
Dokumentarfilm: 63 Years On… , Südkorea 2008
Während des Asien-Pazifik-Krieges (1937-45) zwang das japanische Militär etwa 200.000 Mädchen und Frauen aus 13 besetzten Ländern zur Prostitution. In dem Film berichten fünf Überlebende von ihren Traumata.
Vortrag: Von der Ohnmacht zur Ohrmacht: „Trostfrauen“ und der Weg zur Versöhnung
Referentin: Nataly Jung-Hwa Han (Berlin/Korea)
Mit dem Wortspiel von Ohn- und Ohrmacht wird angedeutet, wie Ohnmacht durch Sprechen und Zuhören zu Macht über Geschichte und die eigene Rolle in der Geschichte werden kann.