17.07. 15.30 Uhr Podiumsdiskussion „Die Friedensstatue – Das Schweigen ist sichtbar: Sexualisierte Gewalt in den Erinnerungskulturen Asiens und Europas.”
Im Rahmen der Ausstellung „Sprachlosigkeit. Das laute Verstummen“ ist derzeit im Innenhof des japanischen Palais die Friedensstatue zu sehen: Eine junge Frau sitzt auf einem Stuhl, während der neben ihr unbesetzt ist und zum Sitzen einlädt. Die Bronze erinnert an die Frauen und Mädchen, die während des Asien Pazifik Kriegs (1932-45) für japanische Soldaten sexuell versklavt wurden.
Seit Anfang der 1990er Jahre kämpfen die „Trostfrauen“ in Asien für die Anerkennung ihres Leids und Entschädigung. Aber Japan tut sich bis heute schwer, seiner historischen Verantwortung gerecht zu werden. 2015 hat zwar das Land im Rahmen eines Agreements mit der damaligen südkoreanischen Regierung eine Entschuldigung ausgesprochen und ein „Heilungsgeld“ gezahlt, aber dies hat sich nicht auf Überlebenden in weiteren Ländern im Asien-Pazifik-Raum erstreckt. Zudem verlangt Japan den Abbau der Statue, wo immer sie steht. Die Betroffenen lehnen das „Heilungsgeld“ ab, verlangen nach aufrichtiger Entschuldigung und offizielle Entschädigung und fordern Erinnerungsorte und die Aufklärung der nächsten Generation in Japan selbst.
Im Vergleich dazu ist die sexuelle Gewalt, die Wehrmachtssoldaten und SS-Männer während des Zweiten Weltkriegs in den besetzten Gebieten und während des Holocaust verübt haben, in Deutschland und Europa kein Thema. Auch die Zwangsprostitution weiblicher Häftlinge in den KZ-Bordellen ist wenig bekannt. Hier gibt es keine Klägerinnen, die Gerechtigkeit einfordern, und keine breite Unterstützungsbewegung, die Statuen errichtet. Warum ist das so? Wie verstehen wir das Sprechen, aber auch das Schweigen über diese Form von Gewalt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und bis heute?
Auf dem Podium diskutieren die Teilnehmer*innen den Umgang mit sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg und reflektieren die damit verbundenen Erinnerungskulturen in Asien und Europa. Dabei wird besonders auf die unterschiedlichen Ebenen von Politik und Zivilgesellschaft sowie auf den Umgang mit Tätern und Opfern im Spiegel des Geschlechterverhältnisses im postkolonialen Zeitalter geachtet.
Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Völkerkundemuseen Dresden, Leipzig und Herrenhut, im Gespräch mit
Dr. Insa Eschebach, Freie Universität Berlin, vormalige Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück,
Dr. Regina Mühlhäuser, Historikerin am Hamburger Institut für Sozialforschung, Koordinatorin der International Research Group „Sexual Violence in Armed Conflict“, und
Nataly Jung-Hwa Han, Direktorin des Museums der Trostfrauen Berlin und Vorstandsvorsitzende des Korea Verbandes
Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Lindenberger, Direktor des Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung und Professor für Totalitarismusforschung an der TU Dresden.
Die Podiumsdiskussion soll aktuell im Hof neben der Friedensstatue stattfinden. Bei schlechtem Wetter wird sie nach drinnen verlegt.
Zur Zeit gelten weiterhin die Abstandsregelungen. Es wird allerdings weder ein Test noch ein Impfnachweis benötigt. Auch die Maske darf abgenommen werden. Dies gilt natürlich unter Vorbehalt, aktuelle pandemische Entwicklungen können hier noch andere Regelungen mit sich bringen. Die Veranstaltung wird ebenfalls als Livestream im YouTube-Kanal der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen sein.