11. Korea Madang: Erzwungene Prostitution in Kriegs- und Friedenszeiten 전시와 평화시의 성노예

Organisierte sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen

Erinnerungen verblassen mit der Zeit und gehen verloren mit jedem Zeugen,der stirbt. Eine Aufgabe der Geschichtsschreibung ist, grausame Geschehnisse festzuhalten, denn nur durch das Erinnern über Generationen hinweg entsteht der Wille zum Durchbrechen von Wiederholungen.

Im Sammelband „Erzwungene Prostitution in Kriegs- und Friedenszeiten” herausgegeben von Prof. Dr. Barbara Drinck und Chung-Noh Gross (erschienen in deutsch und englisch) zeigen WissenschaftlerInnen wie AktivistInnen in ihren Beiträgen die weltweite Verbreitung von organisierter sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen als tabuisiertes Phänomen unseres Zeitalters auf.

„Sie wollen nicht bemitleidet, sondern verstanden werden! Sie wollen mit ihren grausamen Erlebnissen nicht in Vergessenheit geraten, sondern in der Gesellschaft anerkannt sein und gehört werden. Das Anliegen der Frauen, die Opfer von erzwungener Prostitution und sexueller Gewalt im Krieg oder Frieden geworden sind, sind eindeutig – sie wollen sprechen!”

Der Künstler Yajima Tsukasa bewirkt mit seinen Porträts der ehemals während der japanischen Kolonialzeit als sog. „Trostfrauen” bezeichneten Zeitzeuginnen vor allem eins: den Stimmen der Anklage und der Einforderung nach einer offiziellen Entschuldigung von Seiten der Japaner auf der politischen Ebene wieder die Dimension der Individualität zurückzugeben. Hinter dem Begriff „Trostfrauen” stehen Einzelbiographien, Schicksale, Geschichten von Menschen, jedes Gesicht selbst ein Buch, jede Stimme für sich ein ganzes Leben.

Programm:

  •  19:00 Uhr Buchvorstellung- Erzwungene Prostitution in Kriegs- und Friedenszeiten – Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen, 2006 Kleine Verlag- Die Herausgeberinnen Prof. Dr. Barbara Drinck und Chung-Noh Gross geben einen Einblick in die wissenschaftliche Herangehensweise und die Arbeit von MenschenrechtlerInnen zur Aufarbeitung und Bekämpfung des Phänomens

1. Prof. Dr. Drinck:

In vielen Teilen der Welt ist die Gleichberechtigung der Geschlechter zumindest rechtlich gesichert. Die Situation der erzwungen Prostitution jedoch macht aus Frauen Waren. Frauen werden zum Lustobjekt der Männer degradiert. Männer können wählen, ob sie mit freiwilligen Prostituierten oder mit dazu gezwungene verkehren. Die wenigsten tun dies jedoch. Selten existiert in der Gesellschaft dafür ein Unrechtsbewusstsein. Daher hat die deutsche Justizministerin Zypries nun harte Maßnahmen gegen die Freier angekündigt, die nachweislich Zwangsprostituierte besuchen. Frauenhandel in die Prostitution ist ein internationales Problem. Es ist ein historisch altes Problem, denn in allen Kriegen wurden Frauen vergewaltigt, in Bordelle gesteckt, misshandelt und ermordet. Im ersten Teil des Buches wird neben der deutschen Geschichte (den KZ-Bordellen, dem Kampf gegen die Zwangsprostitution) auch von der Situation im Kosovo und in Afrika berichtet.

2. Chung-Noh Gross:

Ein unvorstellbar grausames Kapitel der Geschichte bedeuten die perfide geplanten und akkurat ausgeführten “Zwangsverschleppungen”, d.h. Betrug und Entführungen von Mädchen und junger Frauen aus Korea, China, Taiwan und anderer asiatischer Länder während des Asien-Pazifik-Krieges durch die japanische Armee. Sie wurden in Bordellen zur Prostitution mit den japanischen Soldaten gezwungen. Viele überlebten diese Tortur nicht. Der zweite Teil des Buches lässt ForscherInnen, AugenzeugInnen und PolitikerInnen diese furchtbare Seite des Krieges beleuchten.

  • 19:20 Uhr Vortrag: Trostfrauen – Der Weg der Versöhnung3. Nataly Jung-Hwa Han: Das organisierte Verbrechen einerseits und die Frage nach der Ursache für das fast 50 jährige Schweigen der betroffenen Frauen andererseits lassen über die Struktur beider Gesellschaften in Korea und Japan grundlegend nachdenken. Durch die Auseinandersetzung mit der Problematik „Trostfrauen” diskutieren die Feministinnen beider Gesellschaften zum ersten Mal kontrovers über die nationalistische und patriarchalische Tendenz der koreanischen Frauenbewegung und über die Mittäterschaft der Japanerinnen, was als eine Chance für die Vergangenheitsbewältigung und die Versöhnung beider Gesellschaften verstanden werden kann.
  • 19:30 Uhr: I Lineage of SeparationYajima Tsukasa: Durch die Porträts möchte er jenen namenlosen Frauen, die lange Zeit vergessenen wurden, ihre individuellen Namen zurückgeben. Seine Fotos sollen wie ein Tunnel zwischen den „Halmonis” und den Betrachtern die unterbrochenen Verbindungen wiederherstellen. Es soll ein Dialog „von Angesicht zu Angesicht” entstehen. Es wird ein Teil der Ausstellung „Lineage of Separation” (2004/ Korea) und weitere Porträts von Koreanerinnen, die in China zurückblieben und von taiwanesischen Trostfrauen, sowie einige von den Frauen selbst gezeichnete Bilder gezeigt.
  •  20:00 Uhr Diskussions- und Fragerunde
  •  20:45 Uhr Buchverkauf, Madang-Gespräche bei einem Imbiss.

Zeit: Donnerstag, den 26. Juni 2008, 19:00 Uhr
Ort: Geschäftsräume des Korea-Verbandes, Rostocker Str. 33, 10553 Berlin
Nähe S-Bahnhof Beusselstr., Bus 106/TXL/123 Wittstocker Str.