Unser Statement zu Japans Forderung nach Entfernung der Friedensstatue

Wir verurteilen Japans Premierminister Kishida zutiefst dafür, dass er den deutschen Bundeskanzler aufgefordert hat, die Friedensstatue in Berlin zu entfernen!

Am 28.04. hat der japanische Premierminister Fumio Kishida laut einem Medienbericht der Sankei Shimbun den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz gebeten, die Friedensstatue in Berlin, ein Symbol für die Opfer der sexuellen Sklaverei des japanischen Militärs, zu entfernen.

Der Korea Verband, der die Friedensstatue in Berlin errichtet hat und sich gemeinsam mit der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte für den dauerhaften Erhalt der Friedensstatue einsetzt, verurteilt diese Untat der japanischen Regierung aufs Schärfste.

Die Friedensstatue in Berlin wurde nicht von staatlicher Seite aus aufgestellt, sondern ist ein Denkmal errichtet von Berliner Bürger*innen, die sich aufrichtig nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen. Wie Bundeskanzler Scholz dem japanischen Premierminister beim Gipfeltreffen direkt mitgeteilt hat, handelt es sich bei der Friedensstatue um ein Denkmal, dessen Aufstellung nach rechtmäßiger und amtlicher Prüfung durch das zuständige Referat im Bezirksamt Mitte in Berlin genehmigt wurde.

Daher ist die Aufforderung des japanischen Premierministers zur Entfernung der Statue ein unerhört totalitärer Akt, um der freien Meinungsäußerung und den zivilgesellschaftlichen Bemühungen einen Riegel vorzuschieben.

In der fälschlichen Annahme, dass die Bundesregierung die Möglichkeit hätte, auf Verwaltungsprozesse auf kommunaler Ebene Einfluss zu nehmen, offenbart sich die Ignoranz der japanischen Regierung gegenüber der Beschaffenheit der deutschen politischen Kultur. Diese zeigt sich auch in dem deplatzierten Anspruch, „dass es eine starke Botschaft sein wird, wenn der Premierminister sie [einem Amtskollegen] übermittelt“ (Quelle: Sankei Shimbun). All dies offenbart eine veraltete, hierarchische Denkweise in Bezug auf unangemessenen Druck oder Einflussnahme von höheren Ebenen. Durch diesen naiven Fehler spricht Japan sich selbst den Status eines demokratischen Staates ab.

Dem entgegen hat der Korea Verband neben dem Betrieb des Museums der Trostfrauen und den Bemühungen um den dauerhaften Erhalt der Friedensstatue schwerpunktmäßig seine Friedens- und Menschenrechtsbildungsarbeit für Jugendliche vorangetrieben. Dieses wichtige Projekt bildet den Kern unserer Aktivität, die sich in den vergangenen drei Jahren rund um die Berliner Friedensstatue entfaltet hat.

Während wir diese Bildungsprojekte und Ausstellungen mit Schulen, öffentlichen Einrichtungen, lokalen Regierungen und Jugendgruppen in Berlin durchführten, erhielten wir und unsere Projektpartner subtile Einmischungen, Druck, bis hin zu beharrlichen Drohemails von japanischer Seite, einschließlich der japanischen Botschaft. Infolgedessen haben wir unbeschreibliche psychische Belastungen und finanzielle Verluste auf uns nehmen müssen.

Das Vorgehen von Premierminister Kishida im aktuellen Fall ist ein eklatantes Beispiel für die öffentliche Druckausübung und Interventionsbereitschaft der japanischen Regierung, die in solcher Klarheit bisher nach außen hin nicht sichtbar gewesen ist.

Die japanische Regierung soll wissen, dass sie das ungelöste Problem, und die Wahrhaftigkeit der „Trostfrauen“-Geschichte damit nicht aus der Welt schaffen wird, selbst wenn sie die Aktivitäten der Zivilgesellschaft erfolgreich einen Maulkorb verpassen sollte. Darüber hinaus sollte klar sein, dass die japanische Regierung, wie von der deutschen Regierung vorgelebt, nun in der Pflicht steht, sich aufrichtig zu entschuldigen, die „Trostfrauen“-Problematik während des Zweiten Weltkriegs als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuarbeiten und aktiv die Selbstheilung der Betroffenen zu unterstützen.

Entsprechend müssen alle Bürger*innen Berlins und weltweit die japanische Regierung scharf kritisieren, die auf irrationale Art und Weise keine Mühe und Mittel scheut, die Entfernung der Statue zu erzwingen. Gemeinsam müssen wir uns alle für den dauerhaften Erhalt der Friedensstatue einsetzen, deren Aufstellung aktuell nur bis zum 28. September 2022 genehmigt worden ist.

Darüber hinaus sollte Japan endlich die Friedensstatue in seinem eigenen Land errichten und die Führung in der Friedens- und Menschenrechtserziehung kommender Generationen übernehmen, damit sich Sexualverbrechen in Kriegszeiten wie die des japanischen Militärs an den sogenannten „Trostfrauen“ nicht wiederholen.

11. Mai 2022
Korea Verband e.V.

Übersetzt aus dem Koreanischen von Soung-U Kim und Nammyeong Hong.

Presseberichte

Weitere Hinweise zu Einmischungsversuchen

Das Titelbild zeigt die Friedensstatue in Berlin, aufgenommen von Kichun Park.